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Marlène Pichler

Aus der Sicht als Frau interpretierst du ein Werk eines Mannes. Welche Unterschiede der Perspektive stellst du hierbei fest?

Ein Beispiel: In Botticellis Werk Primavera greift sich Zephyr in einem Gewaltakt Chloris. Durch die daraus entstandene Ehe, konnte Chloris sich in die Allegorie des Frühlings verwandeln – in Primavera. Wenn ich mich in die Geschichte versetze und Primavera anschaue, die mit müdem Blick und neuem Selbstbewusstsein eigenständig im Bild steht, denke ich, dass sie sich erst verwandelt hat, nachdem sie sich von Zephyr gelöst hat.

Was findest du problematisch daran, wenn Bilder aus der Vergangenheit uns über Jahrhunderte hinweg beeinflussen?

Die meisten Bilder, die wir aus der Kunstgeschichte kennen, sind aus einer weiss-cis-männlichen Perspektive geschaffen worden. Die (Kunst-)Geschichte ist geprägt durch den Blick der alten Meister. Unterdrückte Gruppen hatten oft keine Möglichkeit, ein Kunststudium zu machen, ihre Perspektive wurde nicht in der gleichen Selbstverständlichkeit für die Nachwelt verewigt. Somit haben wir einen sehr einseitigen Blick auf die Vegangenheit, der uns bis heute prägt.

Warum bedienst du dich in deinem Arbeitsprozess nicht ausschliesslich digitalen Instrumenten?

Analoge Farbe hat viele tolle Eigenschaften, auf die ich nicht verzichten will: Sie kann tropfen, sprühen, neonfarben leuchten, Zufallsmomente schaffen, glänzen, rinnen, lasierend oder deckend aufgetragen werden, mich mit verschiedenen Werkzeugen arbeiten lassen … Und der schönste Moment im Arbeitsprozess ist für mich, wenn ich das digital bearbeitete Bild auf einem Träger ausgedruckt vor mir in den Händen halte.

Marlène Pichler

1992 / Zürich, ZH

marlenepichler.com

Among Orange Blossoms

Mixedmedia

2023-2024

Marlène Pichler interpretiert in ihrer Werkserie das Gemälde «Primavera» von Sandro Botticelli neu, indem sie ein heraus­ragendes Motiv aus dem Werk des Meisters aufgreift: die Blume. Marlène Pichler widmet jeder Figur aus dem Ursprungswerk einen Blumenstrauss und fügt diesen charakteristische Attribute der Figuren zu. Mit dem Einsatz von digitalen Instrumenten schafft sie Abbildungen, die anschliessend auf einen materiellen Träger gedruckt und analog weiterverarbeitet werden. Pichlers künstle­rischer Ansatz durchbricht die Grenzen der traditionellen Malerei, während er sich gleichzeitig in ihrer Tradition verortet.

Delfino Fidel

Alessandro Giorgi

Géraldine Heller

Julia Hürlimann

Severin Hallauer

Marc M. Lauber

Florian Maritz

Vera Mattmann

Marlène Pichler

Chiara Sarbach

Catherin Schöberl

Cynthia Villiger

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